Viele fragen sich, was die Ursachen für die aktuelle Wohnungsnot sind. Einige Politiker glauben, dass zu wenig gebaut wird – obschon die Schweiz derzeit mehr Wohnungen pro 1’000 Einwohner baut als andere EU-Länder. Obwohl das Volk stark unter der Wohnungsnot leidet, kümmern sich Politik und Wirtschaft nicht um das Problem – vielmehr wollen sie das Bevölkerungswachstum mit den Bilateralen III massiv fördern. Man verspricht dabei eine Schutzklausel, die sehr bürokratisch ist und nicht automatisch ausgelöst werden kann.
Im Folgenden erläutern wir die wahren Ursachen der Wohnungsnot in der Schweiz:
Zuwanderung aus der EU (Personenfreizügigkeit)
Die anhaltend starke Zuwanderung aus EU-Staaten im Rahmen der Personenfreizügigkeit gilt als einer der zentralen Treiber für das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Wohnungsnot in der Schweiz. Die EU-Bevölkerung in der Schweiz ist seit 2022 um 9 % (127’791 Personen) gewachsen, während die Gesamtbevölkerung lediglich um 4 % zugenommen hat. Dabei ist die Zuwanderung ausserhalb der EU – also von Drittstaatsangehörigen – trotz des Kriegs in der Ukraine und der Flüchtlingswellen lediglich um 7 % (50’446 Personen) gestiegen. Die Anzahl der Schweizer Bürgerinnen und Bürger wächst dabei konstant.
Bevölkerungswachstum | 2022 | 2023 | 2024 | 2025 | Total Personen |
---|---|---|---|---|---|
CH-Bürger | 0,39 % | 0,40 % | 0,41 % | 0,40 % | 142’263 |
EU/EFTA | 2,19 % | 3,28 % | 2,79 % | 2,37 % | 127’791 |
Drittstaaten | 2,06 % | 2,50 % | 2,33 % | 1,78 % | 50’446 |
Total Schweiz | 0,88 % | 1,67 % | 0,99 % | 1,1 % | 320’500 |
Die Personenfreizügigkeit scheint offensichtlich nicht mehr gut zu funktionieren. Obwohl die Wirtschaft seit 2022 kaum wächst, die Arbeitslosigkeit um mehr als 50 % gestiegen und die Löhne um rund 2 % gesunken sind, liegt die Zuwanderung aus der EU deutlich höher als in der Periode 2015–2021. Ein gefährlicher Mix: Die Löhne sinken, die Mieten steigen – und die Mittelschicht gerät immer stärker unter Druck.

Falsche Einschätzung der demografischen Entwicklung
Man hört immer wieder, dass die Schweiz aufgrund der demografischen Entwicklung weiterhin Zuwanderung brauche – doch die Alterung der Gesellschaft wird von Politik und Wirtschaft stark übertrieben und ist ein weltweites Phänomen. So ist der Anteil der Menschen über 65 Jahre in der Schweiz deutlich langsamer gewachsen als in der EU und liegt bei 19,3% (EU 21,6%). In nur zehn Jahren stieg er hierzulande um 1,7 Prozentpunkte, während das Wachstum in der EU fast doppelt so hoch war.
Dabei ist die Situation in anderen EU-Ländern, insbesondere in Osteuropa, deutlich schlimmer. So sind Länder wie Polen, Kroatien oder die Slowakei besonders schnell gealtert – auch weil Staaten wie die Schweiz ihren jungen Fachkräften gezielt abwerben. Man könnte sich auch fragen, ob die Schweiz wirklich solidarisch handelt, wenn sie gezielt junge Fachkräfte aus dem Ausland anwirbt, anstatt die Produktivität im eigenen Land zu steigern und das inländische Potenzial konsequent auszuschöpfen.
Land | 2014 | 2024 | Änderung |
---|---|---|---|
Schweiz | 17,6 % | 19,3 % | + 1,7 pp |
EU | 18,7 % | 21,6 % | + 2,9 pp |
Italien | 21,5 % | 24,3 % | + 2,8 pp |
Niederlande | 17,3 % | 20,5 % | + 3,2 pp |
Frankreich | 18,0 % | 21,4 % | + 3,4 pp |
Portugal | 20,0 % | 24,1 % | + 4,1 pp |
Kroatien | 18,5 % | 23,0 % | + 4,5 pp |
Slowakei | 13,5 % | 18,5 % | + 5,0 pp |
Polen | 14,9 % | 20,5 % | + 5,6 pp |
Überforderte Bautätigkeit – Nachfrage übersteigt Angebot
Generell ist die Zuwanderung aus der EU so hoch, dass trotz erhöhter Bautätigkeit jährlich mehr als 8’000 Wohnungen fehlen – was sich wieder in steigenden Mieten und Immobilienpreisen widerspiegelt. Gleichzeitig sind die Baulandreserven in der Schweiz nahezu ausgeschöpft – und mehr Bauen bedeutet auch mehr Strassen, Schulen und Spitäler, was finanziert werden muss. Aus diesen Gründen ist die Zahl der leerstehenden Wohnungen seit 2021 um 33 % gesunken, und seit 2024 herrscht offiziell eine Wohnungsnot:
Jahr | Veränderung Bevölkerung | Gebaute Wohnungen | Leer stehende Wohnungen |
---|---|---|---|
2021 | 68’267 | 45’307 | 71’365 (1,54 %) |
2022 | 76’594 | 46’650 | 61’496 (1,31 %) |
2023 | 146’873 | 46’731 | 54’765 (1,15 %) |
2024 | 88’771 | 40’749 | 51’974 (1,08 %) |
2025 | 90’810 | 44’000 | 48’455 (1,00 %) |
Total | 471’315 | 223’437 |
Starkes Stellenwachstum in staatsnahen Branchen
Politiker und Wirtschaftsverbände behaupten, die Personenfreizügigkeit und die Zuwanderung aus der EU sei unverzichtbar, da in der Schweiz viele neue Stellen geschaffen werden. Tatsächlich schafft die Schweiz viele neue Stellen – vor allem in staatsnahen Branchen, die durch Steuern, Abgaben und steigende Krankenkassenprämien finanziert werden.
Zwischen 2015 und 2025 wurden 471’133 neue Stellen geschaffen, wovon ganze 55 % in staatsnahen Branchen entstanden sind. Somit beschäftigt die Schweiz immer mehr Menschen in den Branchen Erziehung und Unterricht sowie im Gesundheits- und Sozialwesen – was sich auch in höheren Steuern und Krankenkassenprämien widerspiegelt:
Branchen | Stellenwachstum | Neue Stellen | Anteil am Gesamt |
---|---|---|---|
Öffentliche Verwaltung | 10 % | 18’416 | 4 % |
Erziehung und Unterricht | 22 % | 70’259 | 15 % |
Gesundheits- und Sozialwesen | 27 % | 172’742 | 36 % |
Staatsnahe Branchen | 23 % | 261’417 | 55 % |
Restliche Branchen | 5 % | 209’716 | 45 % |
Gesamt | 9 % | 471’133 | 100 % |
Unausgeschöpftes inländisches Arbeitskräftepotenzial
Politiker und Wirtschaftsverbände betonen immer wieder, dass die Schweiz die Personenfreizügigkeit sowie die Zuwanderung aus der EU dringend benötige. Dennoch bleibt das inländische Arbeitskräftepotenzial von über 711’000 Fachkräften ungenutzt. Allein in der Schweiz gibt es mehr als 240’000 Unterbeschäftigte, die gerne ihr Pensum erhöhen oder eine Vollzeitstelle annehmen würden:

Schlechtere Arbeitsbedienungen trotz Fachkräftemangel
Ausserdem wird viel über den Fachkräftemangel gesprochen – besonders im Gesundheitswesen sowie in der IT-Branche, wo ironischerweise die Löhne seit 2016 bzw. seit 2018 deutlich gesunken sind. Und weil die Löhne sinken, verlieren viele Berufe an Attraktivität, was viele Unternehmen dazu zwingt, noch mehr Fachkräfte aus der EU zu rekrutieren.

Auch die Löhne der Hochschulabsolventen in der Schweiz sind in den letzten zehn Jahren stark gesunken, während deren Arbeitslosigkeit und sogar Armutsquote überproportional gestiegen ist. Die Personenfreizügigkeit scheint mehr zu schaden als zu helfen.

Generell ist das Angebot an Fachkräften durch die Personenfreizügigkeit grösser, wodurch Unternehmen in der Schweiz schnell neue Mitarbeitende zu tieferen Löhnen einstellen können. Die Gewerkschaften unternehmen kaum etwas, um die Situation der Beschäftigten zu verbessern – im Gegenteil: Sie unterstützen die Wirtschaftsverbänden, um die Personenfreizügigkeit im Rahmen der Bilateralen III noch weiter auszuweiten!